Abschlussveranstaltung unser Gesprächsreihe zu Demokratie und Werte der AWO
Ehrenamtlichen, Mitarbeiter und weitere Gäste, wie z.B. Brigitte Döcker Vorstandsmitglied des AWO Bundesverbandes, haben beherzt diese Werte sowie ihre Bedeutung für unser demokratisches Handeln diskutiert.
Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität, Toleranz, sind die Grundwerte der AWO, aber gelten auch als Eckpfeiler einer Demokratischen Gesellschaft. Die Abschlussveranstaltung war der Schlusspunkt einer regelmäßigen Diskussionsrunde, die in den Monaten davor vorangegangen ist.
In der Diskussionsrunde haben die Teilnehmer*innen die Grundbegriffe des AWO Leitbildes intensiv besprochen und mit ihnen gerungen. Das Leitbild soll nicht nur plakativ zur Schau gestellt aber auch kritisch betrachtet werden. Was bedeuten die einzelnen Begriffe, woher stammen sie, was heißt das für uns persönlich? Es ist das Anliegen der Teilnehmer*innen, das Leitbild der AWO mit Leben zu füllen und sie ins demokratisches Handeln umzusetzen.
Das Engagement der Diskussionsteilnehmer*innen war erfrischend und der sichtbareren Sehnsucht nach einer gerechteren Gesellschaft macht Mut. Hier präsentieren wir die Beiträge von einzelnen Diskussionsteilnehmer*innen zu ihrem Lieblingsbegriff.
Die Toleranz
(Dagmara Lasocki)
Die Erklärung von Prinzipien der Toleranz wurde auf den Generalkonferenz Paris 1995 von Mitgliedsstaaten UNESCO verabschiedet.
Entschlossen, alle positiven Schritte zu unternehmen die notwendig sind, um den Gedanken der Toleranz in unsere Gesellschaften zu verbreiten, denn Toleranz ist nicht nur ein hochgeschätztes Prinzip, sondern eine Notwendige Voraussetzung für den Frieden und für die Wirtschaftliche und soziale Entwicklung aller Völker.
Toleranz bedeutet Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen, und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in alle Reichtum und ihrer Vielfalt gefördert wird durch Wissen, Offenheit, Kommunikation und durch Freiheit des Denkens der Gewissensentscheidung und des Glaubens.
Toleranz ist Harmonie über Unterschiede hinweg. Sie ist nicht nur moralische Verpflichtung, sondern auch eine politische und rechtliche Notwendigkeit. Toleranz ist eine Tugend, die den Frieden ermöglicht, und trägt dazu bei, den Kult des Krieges durch eine Kultur des Friedens zu überwinden.
Toleranz ist gleichbedeutend mit Nachgeben, Herablassung und Nachsicht. Toleranz ist vor allem eine aktive Einstellung, die sich stützt auf die Anerkennung der allgemeingültigen Menschenrechte und Grundfreiheiten anderer.
Toleranz bedeutet die Anerkennung der Tatsache, dass alle Menschen, natürlich mit allen Unterschieden ihrer Erscheinungsform, Situation, Sprache, Verhaltensweisen und Werte, das Recht haben in Frieden zu leben und so bleiben wie sie sind. Dazu gehört auch, dass die eigenen Ansichten anderen nicht aufgezwungen werden dürfen. Toleranz muss geübt werden von einzelnen, Gruppen und Staaten.
Für ein harmonisches internationales zusammenleben ist es wesentlich, dass einzelne Gemeinschaften und Nationen den multikulturellen Charakter der Menschheit anerkennen und respektieren. Ohne Toleranz gibt es keinen Frieden und ohne Frieden kann weder Demokratie noch Entwicklung geben. In der heutigen Welt ist Toleranz wichtiger als jemals zuvor. Diese Epoche ist gekennzeichnet durch Globalisierung der Wirtschaft und durch schnell zunehmende Mobilität, Kommunikation, Integration und Interdependenz, gewaltige Wanderungsbewegung und Vertreibung ganzer Bevölkerungen, Verstädterung und Wandel sozialer Muster.
Da jeder Teil der Welt das Merkmal der Vielfalt trägt, bedrohen zunehmende Intoleranz und Zwietracht potentiell jede Region. Sie sind nicht begrenzt auf einzelne Länder, sondern eine Globale Gefahr.
Toleranz ist notwendig zwischen einzelnen wie in Familie und Gemeinschaft. Toleranz und Offenheit, die Fähigkeit und zuhören und Solidarität sollten vermittelt werden in Schulen und Universitäten wie in außerschulische Bildung, zu Hause und am Arbeitsplatz. Die Massenmedien können eine konstruktive Rolle spielen, in dem sie Räume schaffen für freien und offenen Dialog und Diskussion, die Werte der Toleranz verbreiten und Hinweisen auf die Gefahren der Indifferenz gegenüber der Ausbreitung intoleranter Gruppen und Ideologien. Bildung ist das wirksamste Mittel gegen Intoleranz. Der erste Schritt bei der Vermittlung von Toleranz ist die Unterrichtung des einzelnen Menschen über seine Rechte und Freiheiten und die damit verbundenen Ansprüche sowie die Herausbildung des Willens zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer Menschen.
Erziehung zur Toleranz gehört zu den vordringlichsten Bildungszielen. Deshalb ist es notwendig, für den Unterricht zu Thema Toleranz systematische und nationale Lernmethoden zu verbreiten, die aufklären über die kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen, religiösen Wurzeln von Intoleranz und damit über tiefen Ursachen von Gewalt und Ausgrenzung. Bildungspolitik und Lernpläne sollen ihren Beitrag leisten zur Verständigung, Solidarität und Toleranz zwischen Individuen ebenso wie zwischen ethnischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder Sprachgruppen und zwischen Nationen.
Die Solidarität
(Gabrielle Hohmann und Barbara Sahner)
Die Solidarität bedeutet für die AWO Toleranz, Respekt, Akzeptanz und Harmonie über Unterschiede hinweg.
Solidarität entsteht im Miteinander aber auch für einander einzustehen und den anderen zu helfen.
Ohne Toleranz , können wir nicht in eine solidarisch Gesellschaft leben. Es wichtig zu erwähnen, dass die Solidarität die Menschen menschlich machen kann. Toleranz ist nicht nur moralische Verpflichtung, aber auch eine Politische und rechtliche Notwendigkeit
Wir können nur dann menschlich und in Frieden miteinander leben, wenn das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes von der Politik umgesetzt wird, wenn wir für einander einstehen und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer überwinden. Wer in Not gerät, kann sich auf die Solidarität der Arbeiterwohlfahrt verlassen. Solidarität ist auch Stärke im Kampf um das Recht.
Solidarität entsteht im Miteinander. Unsere gemeinsame
politische Überzeugung ist die Basis für gegenseitige Verantwortung und Verpflichtung.
Solidarität kennt keine nationalen Grenzen. Der Staat macht durch Recht Solidarität bindend. Im Zusammenschluss haben die Menschen die Kraft, sich gegen Unterdrückung und Ausbeutung zu wehren. Wer in Not gerät, kann sich auf die Solidarität der Gesellschaft verlassen.
“ wir müssen zusammenhalten. Nur wenn wir zusammenhalten ,werden wir überleben“.
Die Freiheit
(Aminata Traoré)
1- Was bedeutet Freiheit?
Die Freiheit bezeichnet die Fähigkeit des Menschen aus eigenen Willen Entscheidungen zu treffen. Es ist auch ein zustand in dem man nicht unterdrückt ist, sondern Unabhängig ist.
2- Die Freiheit sollte ein Menschrecht sein, das heißt , das jeder von uns sein Leben selbst gestalten kann , aber die anderen ihre Freiheit lassen müssen.
Dieses Menschenrecht gilt für alle , und da kann man von Gerechtigkeit reden, das steht auch im Grundgesetzt.
3- Freiheit in der Gesellschaft hat einige Norme und Gesetze , die unsere Freiheit einschränken können , aber auch unsere Zusammenleben regeln .Die Gesetze werden von Politiker entschieden, damit es eine allgemeine Zustimmung in der Gesellschaft gibt.
4- Meinungsfreiheit, also wenn man in Deutschland ist muss man sich im vergleichsetzen zu anderen Länder.
In Deutschland , die Menschen können ihre Meinung äußern ohne Konsequenzen. Im gegensatz zu anderen Ländern gibt es keine Pressefreiheit. Diese Meinungsfreiheit kann auch unsere Bildung ermöglichen.
5- Die Befreiung ist , dass der Mensch die Unterdrückung erkennt und sich dagegen wehrte. Es darf nicht vergessen , dass die Bildung und Meinungsfreiheit Elementar für die Befreiung sind.
,, Solange der Mensch sich an regelt hält , und seine Ziele erreichen kann ohne Unterdrückung, dann ist er Frei´´
(Hannah Fleischer)
1-Freiheit ist die Abwesenheit von Unterdrückung
.Freiheit bedeutet aber nicht , dass ich machen kann was ich will.
.Mit der Freiheit geht die Verantwortung einher, die Freiheit der Anderen zu berücksichtigen und nicht zu verletzen.
2-Freiheit sollte ein Menschenrecht sein. Dass Sie in vielen Ländern nicht bewusst wird ist uns nach der Diskussionsrunde schmerzlich bewusst worden.
3-Freiheit in der Gesellschaft bedeutet Rücksicht und Toleranz. Werte, Normen und Gesetze schützen das Zusammenleben und müssen immer wieder mutig neu verhandelt werden. Der Diskurs darüber ist unsere politische Freiheit.
-Ahrend: Die Freiheit Frei zu sein.
Unser öffentliches Leben ist politisch
4-Freiheit der Meinung bedeutet , dass ich den politischen Diskurs führen darf, ohne Konsequenzen und meiner persönlichen Freiheit zu fürchten. Die Meinungsfreiheit ermöglicht erst unsere Bildung und ohne Bildung wäre keine Befreiung möglich.
- Kant : Aufklärung , Befreiung aus der Selbstverschuldeten Unmündigkeit.
5- Befreiung bedeutet , dass ich Unterdrückung erkenne und mich dagegen wehren. Bildung und Meinungsfreiheit Sind für diese BEFREIUNG elementar. Wir werden nicht frei geboren , wir müssen uns befreien. Aber mit der Befreiung ist man nicht gleich Frei, man muss die Freiheit dann auch verantwortungsvoll ergreifen.
-Ahrend: Nach der Revolution folgt nicht automatisch die Freiheit.
Die Gerechtigkeit
(Isidoro Fernandez Montpelier)
Was versteht man unter Gerechtigkeit?
Zuerst einige Ideen, was Gerechtigkeit sein soll.
Wir sollen uns schon heute daran gewöhnen, das Wort Gerechtigkeit in seinen seinem, neue“ Ganzheit zu sehen, zu verstehen und zu “Üben“!
Die Gerechtigkeit ist ein Grundprinzip das nicht nur “Materielle Wohlstand“, voranbringt, sondern viel mehr. Wenn Gerechtigkeit in seiner Ganzheit verstanden wird und alle Menschen einschließt besitzt der Begriff das Potential der „Zukunftstreibstoff“ für die Menschheit zu sein.
Wenn Gerechtigkeit verstanden wird als das, was der Mensch braucht oder die Menschen brauchen, um nicht nur sich selbst gerecht behandelt zu fühlen und glücklich zu sein, sondern als die „Weisheit“, auch anderen zu helfen, sich von ihn (und anderen) auch gerecht behandeln zu fühlen entsteht eine andere allen zugänglichen Entwicklungspotenzial.
Was kann Gerechtigkeit alles regulieren?
Gerechtigkeit soll m.E. verstanden werden, als die Entwicklungspotential aller Menschen. Das befreit uns von dem alten Glauben, Wohlstand für alle, nur im Materielle Hinsicht zu verstehen! Aus dem bekannten Wort “ Wohlstand“ können und sollen wir heute weitsichtiger sein. “ Wohlstand“ soll als sozialer Wohlstand, Ökologische Wohlstand, demokratischer Wohlstand, Werte Wohlstand, Bildungswohlstand… usw. verstanden werden. Dies stellt absolut kein Problem dar bzw. sollte kein Problem darstellen.
Wenn wir Gerechtigkeit breiter verstehen, wenn wir Gerechtigkeit als etwas verstehen, das umfassender ist als der materielle Wohlstand, werden wir uns bemühen, Gerechtigkeit besser zu “pflegen“ und umfassender zu „verstehen“.
Gerechtigkeit ist Zukunft für ALLE!
Also, aus meiner Sicht, wenn wir verstehen, dass die Anforderung der Gerechtigkeit ist es allen Ökosystemen gerecht zu werden, sollte das uns so positiv motivieren, und uns zu begreifen, wie möglich und praktisch gestaltbar Gerechtigkeit ist – und zwar im Sinne von einer Zukunft für alle!
Und der Weg dahin? Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung mit dem Ziel ein tieferes politisches Bewusstsein zu erreichen. Wenn wir das nicht tun ist die Welt eine tickende Zeitbombe.
Zum Schluss für heute, sage ich, wenn ich es recht verstanden habe, sehe ich Gerechtigkeit, als die Universal Schlüssel, die in der Lage ist, eine Art Universal Wohlstand zu schaffen! Wir haben viel zu tun, weil der Mensch ein Raubtier ist. Aber wenn wir es angehen wird der Mensch gewinnen und nicht das Raubtier.
Mehr noch: Mit Gerechtigkeit auf unserer Seite, finden wir – über materielle Wohlstand hinaus - auch den Weg zu unserem Mitmenschen und sogar zu uns selbst!
Meine Ausführungen möchte ich mit den Worten der beiden Experten Franz Alt und Peter Spiegel beenden,
“In den letzten 100 Jahren hat sich die Gesamtwirtschaftsleitung der Menschheit um das 40-Fache erhöht - obwohl nur ein geringer Teil der Menschheit eine Chance hatte, seine eigentlichen Potentiale dazu einzubringen. Die technologischen Möglichkeiten werden sich im Laufe der vor uns stehenden Jahre und Jahrzehnte noch unvergleichlich stärker ausweiten. Der Zugang für allen zu allen Zukunftsgestaltenden Faktoren der Technik, der Bildung, der Vernetzung, wird sich in noch unvorstellbar Dimension verbessern. Und die damit unverzichtbar verbundene Komplettumstellung auf nachhaltiges Wirtschaften und Leben, ist technisch und systematisch gestaltbar! Auf was warten wir noch?“
Anerkennung
Viele meiner Gedanken und alle Zitaten in meiner Ausführung kommen aus dem Buch von Franz Alt und Peter Spiegel:
Gerechtigkeit – Zukunft für alle. Die Grundsatzerklärung
Gütersloher Verlagshaus, 2017
Berlin im Juni 2019
Isidoro Fernandez